Dieses Plakat „Kamper grappen“ = (Kamper-reissen Witze) beweist, dass die Kamper gerne mal über sich selber lachen und spotten.

Der friesische Schalk wallt, schallt und weht wie der Wind, seit eh und jeh und sogar bis heute um die vielen Häuserecken, über Kirchtürme, Brücken, Gärten und Pflasterstein-Strassen!

Ausserdem stehen hier (wie überall in Holland) die meisten Bauten etwas schief, da sie auf Holzpfählen im sumpfigem Untergrund stehen. In Schieflage sind auch hin und wieder Bürger oder Obrigkeiten geraten. Wie auch diverse humoristischen Veröffentlichungen vom „KAMPER UIEM“ beweisen.

Dahinter verbirgt sich Gerhardus Philippus Zalsman (1834-1910). Er gründete 1857 in Kampen eine Buchdruckerei, gleichzeitig einen Buchverlag, wo unter anderem diverse Bibelschriften, Kinderbücher und gleichzeitig die Zeitung „Nieuwe Kamper Courant“ entstanden sind. Darin ist viel Wahres und auch Unwahres veröffentlicht worden, meist unter dem Pseudonym „Kamper Uien“ (Kampener Zwiebeln). So auch die Anekdote von den „Kampener Störe im Chlorwasser“, dann die Erklärungsgeschichte wieso in den Sommermonaten eine Kuh am „Turm Nieuwe Toren“ hängt; dann noch die etwas kompliziertere Geschichte vom „gefundenen Geld“.

Als erstes habe ich die Geschichte über dieses Bild „De Strakke Hand“ wie folgt erfahren: Die früheren Hanse-Einwohner von Kampen sind als tüchtige und weit gereiste Seeleute dafür bekannt gewesen, einerseits gewinnbringende Geschäfte zu tätigen und sich dann ihre Erfolge zu feiern und zu rühmen. Einmal hatte ein all zu übermütiger Maler einen besonders erfolgreichen Händler mit einer verbotenen Feigenhand (Faust mit Daumen zwischen Zeige- und Mittelfinger) dargestellt. Dieses Handzeichen symbolisiert ein „Fick dich ins Knie“. Der Gendarm verknurrt den Maler zu einem Bussgeld. Dieser hat die Busse brav bezahlt und postwendend über die „unschickliche Feigenhand“ ein Fenster gemalt. Für die Kampener Obrigkeit ist die Welt wieder in Ordnung – und – die eingeweihten Betrachter, die natürlich wussten wieso plötzlich, anstelle der gerügten Hand, ein Fenster die blaue Wand ziert, haben nun erst recht ihre Sprüche und Witze darüber verbreitet. Ein schönes Sprichwort sagt ja: „Die Gedanken sind frei!

Die Episode vom „Stör mit dem Glöckchen“ hat ungefähr so stattgefunden: Der Bischof von Utrecht wird erwartet. Die Kampener-Fischer bekommen den Auftrag einen Stör zu fangen, damit für den Bischof und seine Gefolgschaft etwas Feines gekocht werden kann. Nun, der Bischof erkrankt und sein Besuch ist auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Die Kamper Fischer werden sofort benachrichtig. Doch die Fischer haben „ihren prächtigsten Fang aller Zeiten“ schon an der Angel und bedauern lautstark ihre vergebliche Liebesmüh, dieses Prachtstück mühsam an Land gezogen zu haben. Ein vorbeilaufender Bürger empfiehlt den aufgeregten Fischern: „He Leute, bevor ihr den Stör wieder in die Ijssel schmeisst, bindet ihm doch eine Glocke um, dann könnt ihr diesen, wenn der Bischof wieder kommt, anhand dem Glockengebimmel wieder finden und nochmals an Land ziehen!“ Gesagt, getan – die Kamper suchen heute noch ihren Prachtsstör.

Früher ist hier, anstelle vom Turm „Nieuwe Toren“ (neue Turm), die Kapelle vom „Heiligen Geist“ gestanden. Diese ist 1646 abgebrannt. An ihrer Stelle haben die Kamper diesen 65 Meter hohen Turm – versehen mit einer Plattform gebaut. Auf dieser Plattform wächst jeden Sommer Gras. Die Kamper hat dies gar nicht gefreut, da sie jeweils die Plattform abmähen und das Heu mühsam vom Turm runter holen müssen. Da hat einer die Idee gehabt, man könnte doch eine Kuh auf den Turm bringen. Leider haben die braven Leute keine Kuh gefunden, welche diese 163 Stufen hätte bewältigen können. Da ist doch tatsächlich einer auf die Idee gekommen, der Kuh ein Seil um den Hals zu binden und sie auf diese Weise auf den Turm zu hieven. Das arme Tier hat bereits auf der ersten Hälfte der Strecke seinen letzten Schnauf getan. Zum Andenken an die Kuh baumelt jeweils beim alljährlichen Stadtfest eine Plastikkuh unterhalb der Plattform vom „Nieuwe Toren“.

Anstelle der Kuh turnen hier schwindelfreie Arbeiter auf einem Gerüst …

… und bauen für das kommende Stadtfest schon mal die Tribünen auf.

Ach ja, und da ist auch noch die Geschichte mit der Zufahrtsstrasse für die Hauptbrücke über die Ijssel. Seit 1448 verbinden immer wieder neue Brücken die Stadt Kampen mit dem gegenüberliegenden IJsselmuiden siehe dazu: https://de.wikipedia.org/wiki/IJsselbrücken_in_Kampen

Bei irgend einer der sechs Vorgängerbrücken (wahrscheinlich um 1857) hat der Bau der Zufahrtsstrasse zuviel Geld verschlungen. Die Strasse endet damals deshalb in einer Sackgasse und die Bürger haben ein paar Jahre warten müssen, bis sie genug Geld für obige „Stadtsbrücke“ zusammen gespart hatten.

Seit 2001 steht auf zwei Pfeiler diese 210 Meter lange „Stadsbrug Kampen“ …

Die Fahrbahn von dieser Hubbrücke kann für die Durchfahrt von einem grösseren Schiff oder Segelschiff, mit Hilfe von vier goldenen Rädern und je einem Gegengewicht angehoben und gesenkt.

Das „Oude Raadhuis“ oder „Alte Stadhuis“ aus dem 14. Jahrhundert beherbergt seit 2009 das Stedelijk Museum (Städtische Museum).

So bildet das ursprüngliche spätgotische Gebäude gemeinsam mit dem neuen Renaissance-Neubau eine funktionale und erst noch gut gelungene Einheit.

in der Kampener Sage „Das Gefunde Geld“ kommen unter anderem auch das „Oude Raadhuis“ und sein Bürgermeister wie folgt vor:

“Het gevonden geld”, frei übersetzt aus: http://www.verhalenbank.nl/items/show/9582

In Kampen wohnte ein älteres Ehepaar. Sie hatten viele Kinder und konnten mit Weberei-Arbeiten und mittels Fisch- und Wildfang einigermassen ihren Lebensunterhalt bestreiten.

Eines Abends, als der Mann seine Lachsreuse und die Fuchsfallen kontrollierte, fand er im Wald einen Sack voller Geld. Einerseits freute er sich darüber – und – andererseits wusste er nicht, wie er diesen Fund seiner Frau mitteilen sollte, damit sie nicht allen ihren Lieben davon erzählte …

Da hatte er eine Idee und versteckte erst das Geld wieder im Wald. Er lief zur Ijssel holte einen fetten Lachs aus einer seiner Reuse und legte stattdessen den Fuchs in das Fischernetz, und den grossen Lachs legte er im Wald in seine Fuchsfalle. Dann lief er schnurstracks zu seiner Frau nach Hause, um sie zu fragen, ob sie ihn nicht in den Wald begleiten könnte, er habe so ein unheimliches Gefühl … Seine Frau ahnte, dass da etwas Ausserordentliches zu erwarten sei und machte sich gleich auf, um ihren Mann zu begleiten.

Auf dem Weg zum Wald kamen sie beim Gemeindehaus vorbei. Da war noch Licht. Die beiden wunderten sich. Der brave Mann duckt sich etwas und erklärt seiner Frau leise flüsternd, dass der Gendarm heute Abend wieder einmal mit dem Teufel eine Verabredung habe, da dieser ihm jeweils helfe böse Schurken zu fangen.

Aufgewühlt und verwundert darüber gelangten die beiden als erstes zur Ijssel. Da zeigte der Mann aufgeregt und erschrocken seiner Frau den Fuchs im Fischernetz und war ihr so dankbar, da sie ihm half den Fuchs aus der Reuse zu bergen. Im Wald angekommen entdeckte die Frau den Lachs in der Fuchsfalle. Verdattert und aufgeregt half sie ihrem Mann diesen aus der Falle zu befreien. Gemeinsam machten sie sich mit ihren schweren Beutetieren auf den Heimweg. Als sie ein Stück weit gelaufen waren, zeigte sich der Mann etwas erschöpft und bat seine Frau doch mit ihm etwas unter einem Baum auszuruhen. Beim Hinsetzen entdeckte die Frau den Geldbeutel und zeigte diesen Fund ihrem Mann. Beide freuten sich darüber und eilten mit dem Geldsack, dem toten Fuchs und dem fetten Lachs nach Hause. Der Mann bat die Frau niemandem aber gar niemandem vom gefunden Geld zu erzählen.

Doch bereits schon am anderen Tag, erzählte die brave Frau ihrer Nachbarin vom gefunden Geld. Sie flehte diese zwar an, ja nichts weiter zu erzählen, da sie sonst Schwierigkeiten mit ihrem Mann bekäme. Es ging gar nicht so lange, da wusste praktisch ganze Dorf vom gefundenen Geld. Natürlich hörte auch der Bürgermeister davon, und er liess die beiden ins Rathaus kommen. Er wollte als erstes, dass sie ihm das gefundene Geld aushändigten. Der Mann zeigte sich verwundert und schüttelte den Kopf. Er wisse doch nichts über etwelches gefundenes Geld. Der Bürgermeister liess nicht locker und fragte nach: „Du guter Mann, wieso erzählt dann deine Frau in der Stadt, dass sie einen Sack mit Geld unter einem Baum gefunden hatte?“ – Der Mann schüttelte ganz resigniert den Kopf und beteuerte, dass er wirklich keine Erklärung dafür hätte. Er solle doch seine Frau selber fragen, dann sähe er selber, dass sie nicht richtig im Kopf wäre und viel wirres Zeug erzähle. Die Frau regte sich über diese Anmassung auf und fackelte auch nicht lange. Sie erklärte dem Bürgermeister vehement und lautstark, dass es an dem Tag wo sie das Geld gefunden hatte, gar wunderlich zugegangen wäre. Da hatte sie doch tatsächlich gesehen, wie der Gendarm mit dem Teufel eine Sitzung abgehalten hätte und zwar damit dieser ihm helfe einen Schurken zu fangen. Dann hätte sie im Wald in der Fuchsfalle einen Lachs entdeckt und in der Lachsreuse eine grossen fetten Fuchs. Beim nach Hausetragen der Beute, ja da hätte sie dann auch noch den Geldsack gefunden. Während den Ausführungen der Frau atmete ihr Mann tief ein und aus, schüttelte immer wieder den Kopf; ebenso zeigte er sich sehr irritiert und traurig über das Erzählte. Der Bürgermeister hatte grosses Erbarmen mit dem Mann und bedauerte es, dass er mit einer so konfusen Frau zusammen leben musste. Er schickte die beiden nach Hause – auch mit der Bitte, dass sie von nun an ganz gut aufeinander aufpassen sollten.

„Weiber, Glück und Gold, sind dem Narren hold!“, heisst es.

Also kann es doch nichts Klügeres geben, als ein Narr zu sein.

Zitat von Moritz Gottlieb Saphir (1795 – 1858)


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