Gemütliche Busfahrt …

…mit rabiatem Grossvater 

Das schöne Wetter animiert mich, bereits am Nachmittag nach Hause zu gehen. Mein Bus steht schon da, also rasch rein.   Seit meiner Tramfahrt als Sau (siehe Geschichte unten) schaue ich immer, dass ich unmittelbar hinter dem Fahrzeugführer einen Sitz- oder Stehplatz finde.

Tatsächlich, auf dem vordersten Zweiersitz ist der Fensterplatz noch frei. Also frage ich das etwa siebenjährige Mädchen, ob ich mich zu ihm setzen dürfe. Dieses nickt und macht mir Platz. Ich setze mich mit einem herzlichen „Dankeschön!“. In diesem Moment steht ein älterer Mann energisch von seinem Sitz (zu meiner Linken, hinter dem Chauffeur) auf. Hebt das Mädchen hoch und setzt es auf die andere Seite. Mich packt er am Arm und schreit: „Jetzt habe ich dich, du bist diejenige welche Kinder schikaniert!“ Der Chauffeur greift ein und äussert sich ganz ruhig, aber energisch: „He, guter Mann! Diese Dame hat das Kind gefragt, ob sie sich zu ihm setzen dürfe…“ – „Geht mich nichts an! Die Frau ist gemeingefährlich…“, und er packt mich noch energischer am Arm! Der Chauffeur bremst den Wagen ab und droht dem Mann, dass er Leute von der Leitstelle alarmiere. Ich meinerseits drücke den rabiaten Mann (ziemlich sicher der Opa vom Mädchen) weg und setze mich wieder an den Fensterplatz! Der jetzt in Rage geratene Mann setzt sich neben mich und drückt mich unangenehm ans Fenster. Er klemmt mich regelrecht ein! Der Chauffeur weist den unangenehmen Typen nochmals zurecht.  Ich meinerseits gebe ihm ein Zeichen zum Weiterfahren!  Der Chauffeur und ich  bleiben dank Rückspiegel im Blickkontakt. Der Mann schimpft die ganze Zeit vor sich hin: „So, da hast du aber Pech gehabt, dass ich mitgefahren bin! Kleine Kinder schikanieren und plagen…!“ Der Chauffeur konzentriert sich auf die Fahrt und läuft etwas rot an… und ich mache mich ganz klein und blicke starr gerade aus…

Gott sei Dank! An der übernächsten Station steigt der verärgerte Opa mit seinem Enkelkind aus und hält mir seine Faust vor die Nase: „Das nächste Mal, kommst du dran!“  Der Chauffeur ermahnt ihn nochmals und schliesst die Türe schneller als sonst. Wir atmen beide tief durch. Verdutzt fragt mich der Chauffeur, warum ich eine Hilfe von der Leitstelle ablehnte. Ich erklärte ihm, dass die Wartezeit, bis die Leute hier gewesen wären, sicher noch mehr Tumult ausgelöst hätte… Das Kind hätte zusehen müssen, wie man den Grossvater ruhig stellt und das wäre sicher kein sehr guter Anblick für die Kleine gewesen.

Ich meinerseits habe mir überlegt, wie kann man nur ein Kind jemandem anvertrauen, der so rasch und ohne Grund in Rage kommt. Dieses Szenario hat er zu Hause sicher schon x-Mal durchgespielt; wahrscheinlich noch um einiges aggressiver.    

Eines ist sicher: â€žMit einem Vulkan zu reden ist zwecklos!“ (E. Jünger) 

 Das wird das kleine Mädchen instinktiv auch wissen! Doch wie es zeitlebens diesen Grossvater verarbeitet, steht in den Sternen…

Jeder kann wütend werden, das ist einfach. Aber wütend auf den Richtigen zu sein, im richtigen Maß, zur richtigen Zeit, zum richtigen Zweck und auf die richtige Art, das ist schwer. (Zitat von Aristoteles)

Bild aus: http://www.beratung.psychoprobleme.de