… hat sich vom Jenseits aufgemacht, um mit mir zu sprechen:
„Du kannst dir nicht vorstellen mutti, ich bin so enttäuscht von euch. Jetzt habt ihr nebst Lidl und Aldi auch noch eine Sale – Kette. Das stinkt ja zum Himmel. Immer billiger und lumpiger diese neue Läden!“
„Aber Grossmüetti, Sale ist keine neue Ladenkette, sondern das Wort kommt aus dem Englischen und steht für ‚Ausverkauf‘!“ – „So so, Ausverkauf – überall und zu jeder Zeit!? Das bedeutet also, dass niemand mehr etwas zum normalen Preis erwirbt?“ – „Ja, weisst du Grossmutter, man kauft die Ware halt dort, wo sie am billigsten ist!“ – „Aha, das stinkt nach Inflation?“ – „Inflation!? Schön wär’s! Grosi, wo denkst du hin! Wir sind bereits bei der …“, – „Ja, ja Defloration, wolltest du doch sagen, oder?!“, unterbricht mich die Grossmutter. „Hey, du verwechselt da etwas, mein liebes Grossmüetti! Das heisst Deflation. Weisst du, wir haben uns angewöhnt, dass man nicht nur billig einkauft, sondern sogar einkauft, wenn man gar kein Geld dafür hat – auf Kredit!“ – „Aber, aaber mutti! Duu doch nicht!?“ – „Doch auch ich! Meinst du ich bin so blöd und zahle alles bar. Ausserdem eine Schnäppchenjagd, ohne Geld im Sack, ist heute ein ganz geiler Zeitvertreib!“ – „Wie bitte! Also ich hätte mich geschämt …!“ – „Na, Grossmutter tu nicht so scheinheilig, auch du und Grossvater habt doch schon mal etwas auf Pump gekauft!“ – „Sicher schon, unser Haus! Aber das haben wir innerhalb von ein paar Jahren auf Heller und Pfennig der Bank zurück bezahlt; der Wert vom Haus ist erst noch gestiegen, ohne Bschiss!“ – „Ja, früher! Ihr mit eurem allerheiligen Preis- Leistungsverhältnis. Alles hat bei euch stimmen müssen! Ihr seid zwar ohne Kondom und Pille, dafür mit eurem allzeitlichen Konjunkturbarometer ins Bett gehüpft …!“ – „Ganz genau mutti! Hatte es etwas zu viel auf dem Markt, dann profitierten wir von einem Preisabschlag. Hatte es von etwas zu wenig auf dem Markt wurde die Sache zwar teurer und trotzdem gekauft – in kleineren Mengen und nicht auf Pump! Das Sparbüchlein und die Überstunden haben …! “ – „So weit kommt es noch, dass ich noch mehr chrampfe für mehr Stütz in der Tasche. Ich warte so lange, bis ich dank meiner blauen Augen, mehr Bonus einsacke oder bis alles wieder billiger wird!“ – „Na, dann träum weiter! Mutti, du schaufelst dir von selber dein Grab! Wenn alle Bonüsser erhalten, nur noch das Nötigste in der Schweiz einkaufen und auf billigere Zeiten warten, entsteht eine Überkapazität auf dem Markt. Die Preise müssen deshalb überall gesenkt werden und eure Löhne auch. Eure Arbeitsplätze gehen flöte. Wenn du Pech hast, sogar deiner. Dann, he Meiteli, überleg mal scharf! Du kannst ohne Geld, trotz Preisabschlag das Gewünschte gar nicht mehr kaufen! Ja, Himmel Herr Gott noch mal! Zuck du nur mit der Schulter und nimm laufend Kredite auf. Du wirst sehen wohin das führt, du naives Ding! Bist du die Kredite, inklusive Zinsen deiner Bank zurückbezahlt hast, ist die Ware wertlos geworden. Deine Verschuldung wächst. Keine Bank gibt dir mehr Kredit, weil du diesen nicht mehr mit eigenen Vermögensanteilen absichern kannst!“ –
„Ja, dänn halt, gehe ich auf’s Sozialamt! Für etwas habe ich jahrelang Steuern bezahlt!“ – „He, aber mutti! Wenn du und all die anderen nicht mehr arbeiten können, ist der Staat auch bald pleite!“ – „Ja, dann sollen die weniger Geld in die Armee, die Kreisel …“, – „Dumms Züg! Bleib realistisch. Es kommt soweit, dass die Banken keine Kredite mehr vergeben können, weil niemand mehr Geld zur Bank bringt.“ – „Ach was, Donald Duck hat’s auch überlebt …!“ – „Mutti du weisst aber , dass der armengnössige Typ ständig versucht hat seinen Onkel Dagobert um Geld anzubetteln. Weil er meist keines bekommen hat, hat er es mit faulen Tricks versucht. Das hat den reichen Dabobert noch mehr angestachelt, die Geldlosen unter Druck zu setzen und Macht auf sie auszuüben. Das finde ich zwar auch nicht richtig. Doch erzieherisch …“ – „Aber Groseli, auch die Finanzbosse haben damals nicht alles rechtens ausgehandelt und nur dank den Kleinen sind die Moneten im Umlauf geblieben!“
Jetzt kommt meine Grossmutter so richtig in Fahrt: „Check’s du es nicht! Dank diesen geschickten Dagoberts haben die Banken immer genügend weisses Geld gehabt, zugegeben – manchmal auch etwas mehr als dunkelweiss! Doch das hat sich immerhin als wertvermehrendes Bio-Bankvermögen etabliert, das erst noch in unserem Land hat bleiben dürfen!“ – „Aber auch nicht alles Groseli!“ – „Doch, das meiste schon. Zum Beispiel die abgesicherten Kreditgeschäfte, der solide Aktien- und Devisenhandel und die kurzfristigen Festgelder. Diese haben den Finanzplatz Schweiz und unsere gesamte Marktwirtschaft gestützt. Das schlimme ist heute, dass sich euer momentanes Bank- und Wirtschaftsvermögen rasant verringert. Wenn diese Vermögen sinken, zahlen die Banken und Firmen ebenfalls weniger Steuern an die Gemeinden und Kantone. Gemeinsam mit den Grossen investiert ihr munter weiter in Alles und Jedes, das erst noch niemand braucht oder will. Damit der Geldfluss nicht versiegt druckt die Nationalbank mehr Noten für die Banken, damit diese noch einigermassen normal handeln und wirtschaften können. Auf diese Weise kommt zwar viel, aber dafür wertloseres Geld wieder in Umlauf. Mit diesen nassen Noten kann niemand rentabel geschäften. Die Deflation fordert ihren Tribut. Die Dummen sind defloriert! Ist das Jungfern-Hymchen einmal weg, dann hat nichts mehr seinen Wert!“, sagt s’Grosi noch … Dabei löst es sich auf. Ein weisser Federflaum schwebt im sanften Bieswind Richtung Himmel, um als mahnende Sternschnuppe in luftiger Höhe zu verpuffen!
Ist ja Schnuppe und so schlimm wird es sicher nicht kommen. Schliesslich kann man heutzutage sein Hymen wieder refinanzieren lassen! Fragt sich nur wie … Muss mal rasch nach Brasilien telefonieren, ich kenne da so einen Finanzboss … I-woh, mein russischer Onkel, könnte mir auch wieder einmal einen Gefallen tun!
Erst als meine Tante Finma aus Bern
von meiner russischen Rückdefloration hört,
hat sie mir folgendes anvertraut:
Liebes Mutti, halte dich zukünftig an die Chinesen. Die sind zur Zeit finanz- und kapitalmarktmässig sehr stark im Aufwind. Die wissen zum einen am besten, wie man Gesetze umgehen kann. Zum anderen haben sie gelernt, wie man die westliche und damit auch die helvetischen Obrigkeiten und ihre Aufsichtsbehörden übertölpeln muss …
Danke Tantchen Finma für deinen Tip.
Mein jetziges chinesisch subventioniertes Jungfernhäutchen hält sich ganz gut, trotz Deflation. Zwar ist es sehr anstrengend sich immer wieder mit dem geschlitzten Teufel arrangieren zu müssen. Aber was tut man nicht alles um vermögend …
… äh Heil zu bleiben!
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