Inserate können …

zum Einkaufen animieren,

oder

Jugendsünden wieder aufleben lassen.

Meine Jugendzeit liegt schon ellenlang zurück. Auf jeden Fall wurde man damals erst mit  zwanzig volljährig. Bereits mit achtzehn durfte ich mit Erlaubnis meiner Eltern meine Haare von braun auf blond umfärben.

Einmal musste es sehr rasch gehen. Der Coiffeur war ausgebucht. Da dachte ich: „Dann mach ich das selber!“ In der Apotheke besorgte ich das Bleichmittel. Damit die Färberei besonders rasch vonstatten ging, habe ich den Anteil vom Bleichpulver verdoppelt und hoppla hopp – simsala bim: ich war mehr weiss als blond. Beim Durchbürsten der hellen Pracht, fielen die Haare ab. Ich schreie und meine Mutter wusste Rat: „Geh zum Perücken Schober, der hat tolle Teile, die sehen aus wie echt!“ – „Aber Mueter, die sind doch viel zu teuer …!“ – „Papperlapapp. Ich leihe dir das Geld. Auf jeden Fall kannst du soo nicht rumlaufen! Was denken da die Leute!“

Sofort eilte ich zum Schober und der präsentierte mir wahrhaftig geile Teile. Sofort entschied ich mich für ein tolles Stück – und was für eines! Natürlich strohblond, gelockt, frisch toupiert – und – erst noch billig! Mit dieser künstlichen und auch noch günstigen Haarpracht eile ich nach Hause. Meine Mutter verschluckte sich fast vor Begeisterung. Tief Luft holend wies sie mich zurecht: „Nur eine billige Nutte läuft so durch die Gegend!“ Hysterisch will ich Aufbrausen. Meine Mutter wurde ebenfalls laut  und nötigte mich meine Ersatzhaare beim Schober für etwas „Anständiges“ umzutauschen. Diesmal kam meine Mutter mit.

Der Schober empfing uns herzhaft lachend: „He ihr Zwei! Was ist denn mit euch los? Ihr guckt so, als ob der Teufel hinter euch her wäre?“ – „Na Herr Schober, Teufel hin oder her. Wieso verpassen Sie meiner Tochter eine so nuttige Perücke? Das ist doch voll daneben?!“ – „He, langsam Frau Meier. Ich habe ihrer Tochter ein paar ganz passable Stücke gezeigt. Doch mutti hat sich partout für dieses Exemplar entschieden. Diese Perücke sei der Knaller, voll modern für junge Leute von heute. Da habe ich mir gedacht, gut, wenn sie diese haben will, soll das Fräulein die haben, aber aus meinem Laden. Denn, wenn ich nicht nach gegeben hätte, wäre Ihre Tochter todsicher sofort in die Stadt gefahren, wo sie auf Biegen und Brechen zu einer blonden Perücke gekommen wäre; zum einen viel teurer als bei mir – und zum anderen erst noch ohne Umtauschrecht!“

Eine Stunde später verliessen wir zwei Frauen ganz happy und aufgekratzt den Perückenladen, ich mit einer dunkelblonden aus chinesischem Echthaar und meine Mutter mit einem geflochtenen Haarteil, aus schwarzem und erst noch ganz feinem europäischem Haar!

Ende gut alles gut und nicht nur einer singt dazu: 

Achtzehn Jahre, blondes Haar, voll billig stand sie vor mir!

Wie find ich als volljähriger Volltreffer wohl zu ihr?


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