In der heutigen Presse steht …

die Zentralverwaltung vom Kanton Zürich habe neue Drehschleusentore erhalten!

Zum Glück gab es vor 32 Jahren noch keine so engen Drehtüren … Damals bekam ich an einem Freitag, einen eingeschriebenen Brief vom Kantonalen Steueramt wegen einer angeblichen Steuerhinterziehung. Dieser Schreiben schleuste mir soviel Power und Energie ein, dass ich nullkomma plötzlich diesen Steuerbeamten aufsuchen wollte …

Auf jeden traf ich noch am selbigen Nachmittag im Gebäude vom kantonalen Steueramt ein – eine Stunde früher als abgemacht. Die erste Hürde – zwei Treppen – galt es zu bezwingen. Für mich normalerweise kein Problem. Doch die Nachbarin, welche für mich unsere zwei Kinder in Obhut genommen hätte, sagte mir ab. Was machen? – Also packte ich unsere Kleine in den Kinderwagen mit genügend, Windeln, Schoppen, Breili etc. Unserem Sohnemann gab ich einen Rucksack zum Ueberziehen, versehen mit Spielzeug, einem Znüni und Naschereien. Der schwarze Brief, die Steuerunterlagen und die vier Ordner meiner Geschäftsführung (für Heimarbeit) fanden gerade noch Platz im unteren Korb vom Kinderwagen.

So! Da stand ich nun in diesem schrecklichen, erhabenen Bau mit meinem ganzen Karsumpel! Nun, wie stemme ich zum Kuckuck, Baby, Kleinkind inklusive Kinderkutsche und Ordner in den zweiten Stock, zum Steuermuni? Schon bald kam ein netter Herr, der mich mittels Personenlift dahin führte. Er meinte, ich sei aber eine Stunde zu früh. Das wisse ich schon, doch ich wolle noch vor der Verhandlung meine kleine Maus wickeln und füttern …

Punkt zwei Uhr kam ein älterer Mann zu mir in den Warteraum. Er stellte sich als Steuer – Kommisar vor und blickte dabei sehr verdriesslich auf meine mitgebrachte Bagasch! Nach einer kurzen Erklärung durfte ich mit meinen Lieben in sein Büro. Die Kleine war in der Zwischenzeit tatsächlich eingeschlafen … Für den Sohn, legte ich eine Spieldecke mit ein paar Spielsachen auf den Boden. Ich hatte ihm bereits vorgängig gut eingeimpft, er solle sich ja ruhig verhalten – sonst würden wir allesamt haushoch aus dem Haus geworfen. Ausserdem versprach ich ihm, dass er dann später (aber nur, wenn er ganz brav gewesen sei) im Bahnhofkiosk noch etwas für sich aussuchen dürfte …

Die Verhandlung mit dem Steuermuni begann, erst harzig. Im Verlauf vom Gespräch verwandelte sich der grimmige Herr in einen ganz freundlichen hundsnormalen Zeitgenossen. Auf jeden Fall, als unsere Sohn etwas müsam wurde, setzte er diesen lachend an einem Nebenpult auf den Stuhl und gab ihm ein paar Stempel zum Spielen. Meine vier mitgebrachten Ordner übergab er einer Schreibdame für Kopierarbeiten … Dann liess er mich und die Kinder alleine im Büro zurück und meinte, er sei bald wieder da! Tatsächlich nach einer geraumen Zeit stand er wieder im Büro und gab mir die Ordner wieder zurück und meinte: „Ja gute Frau! Ihre Buchhaltung ist tadellos und es gibt keinen Anlass für eine Steuernachzahlung und Busse. Wir werden Ihnen eher etwas zurück zahlen müssen. In den nächsten Tagen bekommen Sie nochmals einen eingeschrieben Brief mit der Bestätigung, dass Alles in Ordnung ist und einen Check!“ Aufatmend bedanke ich mich und da fällt er mir ins Wort: „Sie haben da in ihrer Umgebung einen Zeitgenossen, der ihnen nicht so gut gesinnt ist. Sie könnten den verklagen wegen Verleumdung. Kenne da jemand, der das für Sie machen würde …!“ – „Ne, bloss nicht! Lassen wir dem die Freude! Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mit meinem ganzen Karsumpel noch zum Gericht gehe. Die Zeit dafür ist mir zu Schade. Bin einfach nur froh, dass ich Recht bekommen habe!“ – Unser Sohn doppelt nach: „Hi, dann fliegt der andere aus dem Fenster und nicht wir!“ – „Wir schmeissen doch niemand aus dem Fenster! Wie kommst du darauf?“ – „S’Mami häts geseit!“

Ich weiss nicht, ob dieser Beamte meinen „Fall“ so schnell bearbeitete, weil er befürchtete, ich könnte mit Kind und Kegel bei ihm im Büro übernachten … Oder es ging ganz einfach so schnell, weil es Freitag war und er gerne rechtzeitig nach Hause wollte …

Die schönste Frucht der Gerechtigkeit

ist der Seelenfrieden.

Epikur


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