In der heutigen Presse …

habe ich das Gedicht „Des Menschen Hand“ 

von Wilhelm Raabe entdeckt.

Ich musste die vier Strophen ein paar mal lesen, um deren inhaltliche Aussage zu verstehen:

Legt in die Hand das Schicksal dir ein Glück,

Mußt du ein andres wieder fallen lassen;

Schmerz und Gewinn erhältst du Stück um Stück,

Und Tiefersehntes wirst du bitter hassen.

Des Menschen Hand ist eine Kinderhand,

Sie greift nur zu, um achtlos zu zerstören;

Mit Trümmern überstreuet sie das Land,

Und was sie hält, wird ihr doch nie gehören.

Des Menschen Hand ist eine Kinderhand,

Sein Herz ein Kinderherz im heftgen Trachten.

Greif zu und halt! … Da liegt der bunte Tand,

Und klagen müssen nun, die eben lachten.

Legt in die Hand das Schicksal dir den Kranz,

So mußt die schönste Pracht du selbst zerpflücken;

Zerstören wirst du selbst des Lebens Glanz

Und weinen über den zerstreuten Stücken.

Ob ich das Gedicht richtig gedeutet und die Stimmung von Raabe richtig erfasst habe steht in den Sternen. Nachfolgend getraue ich mich trotzdem meine Auffassung darüber kund zu tun. In der Hoffnung, dass sich der eine oder andere ebenfalls zu einem Kommentar hinreissen lässt.

Es gibt sie, die heiss ersehnten Träume die wir uns im Verlaufe unseres Lebens verwirklichen können, wie zum Beispiel: Partnerschaft, Familie, Besitz, Erfolge, Titel und Ansehen im Beruf, in der Politik, im Sport, in kulturellen und künstlerischen Bereichen, dann als Forscher, Wissenschaftler, als Freischaffende oder, wenn es ganz rund läuft als gekrönte Obrigkeiten mit Hofstaat und sonstigem Klimbim.

Was ist, wenn sich Freude, Würde und Ansehen zur Last und Bürde wandelt? Was ist, wenn die Macht überhand nimmt? Was ist, wenn die grossen Liebesbeziehungen, die lang ersehnten Kinder nur noch Kummer und Enttäuschung bereiten? Was ist, wenn sich das grosse Glück als Reinfall entpuppt? Was will man tun, wenn eine tödliche Krankheit oder ein schrecklicher Unfall unser Leben kreuzt?

Ja, dann kann Gram und Hass entstehen.  Glücklicherweise greift auch da wieder die kindliche Hand hoffnungsvoll nach dem Glück und hält es fest – dummerweise schon wieder zu fest (ohne es zu merken). Folglich hortet, sammelt und rafft man wieder viel Unnötiges zusammen. Alles kommt wie eh und jeh auf einen Haufen, wahllos; bis sich das Ganze samt und sonders in Gift und Gestank auflöst. Aus Trödel und Tand wird Unrat und Schlacke. Am lautesten schimpfen die darüber, die sich über das masslose Raffen, die Auktion und deren Profit am meisten gefreut haben. Somit wird der selbst geflochtene Glorien-Kranz einmal mehr zur Bürde für alle, nicht nur für die Verursacher. Die Entflechtung wiederum zum Machtverschleiss und das Aufräumen zur Last. Zurück bleibt, wie soll es anders sein wieder Wut und Frust.

Fazit:

Die Erde dreht sich um die Sonne immer links herum.

– und –

so wird es immer bleiben!

Die Hand greift stets übermächtig und gierig nach dem Glück

– und –

so wird es immer bleiben.


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert