Land- und Stadtleben
Aegypten ist auch ein aussergewöhnliches Land, besonders wenn man ein Dorf oder eine Stadt besucht. Alles ist so unglaublich lebendig und gleichwohl liegt eine gewisse Trägheit in der Luft. Es stinkt, es duftet, es riecht säuerlich, es ist staubig, man fühlt sich schnell einmal schmutzig, da die heisse klebrige Luft an einem wie ein zweites Kleidungstück festklebt. Die Menschen bewegen sich gemächlich in ihren weissen Gewänder (Männer) und schweren bunten und schwarzen Kleider (Frauen). Ueberall wird gefeilscht, gelacht und Tee getrunken. Für alles muss man sich Zeit nehmen. In den Städten und Dörfer kann man nichts rasch erledigen. Einzig, die Autos und Töffs rasen einem hupend und kreischend um die Ohren. Erklingt das Abendgebet von den Minaretten, bleiben ein paar islamische Aegypter/Innen stehen, knien nieder und beten Richtung Mekka. Die meisten Autos, Pferdewagen und sonstige Fahrvehikel, stehen trotz Aufruf zum Gebet nie still! Unbeirrt fahren, rollen, pfeifen, kreischen, hupen und quitschen sie, Vortritt erzwingend durch Stätte und Gassen. Fussgänger und andere Hühner erhalten keinen Vortritt! Die nervig laute Kulisse wird nie still (auch in der Nacht nicht). Am Dorf- oder Stadtrand beginnt die Wüste, ohne Uebergang; wie jemand einen Strich am Boden gezogen hätte. Hier wird es plötzlich totenstill. Doch man sieht am Wüstenrand auffällig viele Männergruppen am Feuer sitzen und Wasserpfeife rauchen. Sie sprechen, lachen oer lamentieren lauthals miteinander. Einige hocken einfach ganz ruhig und gedankversunken da, und ziehen hin und wieder an ihrer Wasserpfleife. Sie gucken dann wie hypnotisiert auf einen Punkt, als haben sie alles um sich vergessen. Die ganze Szenierie sieht irgendwie unheimlich aus. Besonders, weil man auch die diversen Kräuter riecht und erahnen kann, was sie da so genüsslich und selbstverständlich in sich hineinziehe. – Am Morgen hocken die immer noch da und palavern, oder meditieren und rauchen (oder sind das schon wieder andere?).
Basar von Assuan
Bakschisch
Hi, noch etwas: die Touristen sind für die Aegypter eine wandelnde Bankarena. Die Aegypter sind wie alle orientalischen und asiatischen Völker eingefleischte Händler. Immer wollen sie mit etwas geschäften und handeln. Falls kein Handelgeschäft möglich ist fordern sie für dies und das ein „Bakschisch“ – Trinkgeld. Das geht so:
Erst fragen sie (vielfach Kinder und Jugendliche): „Wo willst du hin?“ Man sagt z.B: „Ach ich suche einen Töpfer!“. Das Kind entgegnet: „Gut, gib mir 1 aeg. £!“ Man klaubt eine Münze aus der Tasche und übergibt diese dem Jungen. „Gut, danke, bitte folge mir!“. So nun geht’s Gässchen auf und ab, durch’s Gewühl der Leute in einen Hinterhof, hinten wieder hinaus – und, „Oh Gott, oh Allah“ der „Führer“ ist plötzlich verschwunden. Bevor du dich umsiehst wohin der Junge gelaufen ist, steht ein anderer Jugendlicher vor dir und fragt freundlich lachend? „Hast du ein Problem?“ oder „Was suchst du?“ Da man erkennen muss, dass man den Töpfer nie finden wird, sagt man dann ganz entnervt: „Ich suche mein Zuhause, das Hotel Luxor!“ „Hi, gut, gib mir einen Bakschisch, ich führe dich!“ „Erst führen, dann Bakschisch!“ Man will sich doch nicht zum Narren machen, oder?Nun geht es wieder Gass auf Gass ab. Durch dreckige Strassen und vielen Einheimischen vorbei … und schon bist du von einer bunten Schar Kinder umrahmt. Alle wollen Bakschisch und dich führen … Es bleibt dir nichts anderes übrig, als mit einem lauten Schelten und Schimpfen, „deinem zweiten Führer“ ein Bakschisch zu geben und dann die Bande in die „Wüste“ zu schicken. Wenn du Glück hast findest du dein Hotel mittels Taxi…! Das oh Wunder, plötzlich da steht. Wer weiss, ev. steckt auch dieser Taxifahrer hinter der „Backfischbande“…
Solche Irrläufe können auch gefährlich werden, wenn du an eine kriminelle Bande gerätst. Denn in Aegypten hat es viele Arbeitslose (darunter auch Jugendliche) und die wollen irgendwie zu Geld kommen. Deshalb orientiert man sich besser im Hotel oder via Fremdenführer … wann ein Bakschisch angebracht ist, auf was man achten muss, oder ob man besser in Begleitung die Händler und Märkte aufsucht usw. Jeder Tagesausflug sollte vorgängig genau abgeklärt werden, resp. den Zielort und ebenso die Rückkehrroute (inkl. Zeitangabe) sollte an der Hotelreception oder einem Bekannten mitgeteilt werden. Also Information und Kommunikation ist in Aegypten (wie in vielen anderen Ländern) ein Muss. Auch kannst du nicht einfach eine Töff oder Auto mieten und wahllos durch das Land fahren. Infolge von Terroranschlägen und als Vorsichtsmassnahme, wird man von der Polizei ständig angehalten, und muss warten, bis eine ganze Truppe von Touristen ans gleiche Ziel wollen. Dann fährt man als Gruppe (in einer Kolonne von ca. 10 Autos) mit polizeilichem Begleitschutz an den Bestimmungsort. Man kann sich nur innerhalb der Städten, Dörfern und Kulturstätten frei bewegen und sich so lange aufhalten wie man will.
Ich darf sagen, dass ich auf meiner Aegyptenreise nur schöne Erlebnisse hatte, besonders mit Kindern und alten Leuten. Gerne werde ich euch auch davon, zu einem späteren Zeitpunkt berichten.
div. Fotos: http://www.aegypten-fotos.de/deutsch.htm
Kommentare
3 Antworten zu „Die Aegypter und ihr Bakschisch“
Ein solcher Reisebericht tut gut, wenn man einen Tag im Nebel verbringen durfte… 🙂
Genau, und immer wieder davon träumen tut besonders gut.
Unser derzeitiges Wetter lädt ja auch zum Träumen ein. Da braucht man gar nicht mehr nach Ägypten zu gehen!