Das Telefon läutet …

mein Vater ist dran:

Hallo mutti, ich verreise dann im März für acht Tage in die Türkei ans Meer!“

„Was duu, in die Türkei!“

Ja, stell dir mal vor, und erst noch fünfhundert Franken günstiger …! Endlich gewinne ich auch einmal etwas!“

„Du, sag mal! Hast du wieder …“

Nein, nein, diesmal habe ich gar nichts irgendwo angekreuzt! Ich habe letzte Woche einen Brief vom Reisebüro KKB erhalten, mit der Einladung, dass ich den von ihnen beigelegten Gutschein, im Restaurant „Schwarzer Helm“ einlösen könne – und – das habe ich gemacht. Stell dir vor, die haben mir sogar noch zwei Bierchen spendiert!“

„So soo, haben die. Wie sagst du nochmals heisst das Reisebüro? … Wart ich schau mal im Computer nach! Hast du Zeit?“

Natürlich! Dann wirst du schon sehen, dass es diesmal etwas Rechtes ist. Stell dir vor, das Hotel in der Türkei sieht aus wie ein riesiges Schiff!“

„Das sehe ich … und gäll, das Hotel heisst ‚Beach & Resort Hotel Titanic‘ …“

Genau, genau!  Sogar mit Ultra all-inclusive und Fitnessprogramm, Ausflüge … und hast du gesehen füünnnff Sterne!“

„Das habe ich gesehen. Wirklich toll! Nur, was ich da leider auch sehe: Bereits auf der ersten Google-Seite, haargenau unter der Webadresse des Veranstalters, hat es einen Bericht mit dem Titel ‚Abzockeralarm‘!“

Bist du sicher, dass es mein Reisebüro ist?“

„Natürlich, ja und da hat es gerade nochmals einen ähnlichen Bericht mit dem Titel: ‚Gewinner sollen noch tausend Franken bezahlen‘?“

Du, dass kann gar nicht sein. Der nette Herr hat mir alles, aber gar alles erklärt und versichert er sei kein Werbeheini oder sonst ein Tourispekulant.“

„So, so nur dir, hat er das erklärt? Wie haben die anderen Leute reagiert?“

Am Schluss der Veranstaltung war ich dort noch der einzige, die anderen sind wieder gegangen, nachdem sie ihr Bier getrunken haben …!“

„Ich hoffe, du hast nichts unterschrieben!“

Doch, doch! Warum nicht! Der hat gesagt, ich solle jetzt mal unterschreiben und mir die Sache zu Hause überdenken. Ich hätte dann noch zwölf Tag Zeit, um von diesem Buchungsantrag zurück zu treten!“

„Das glaubst du ja selber nicht! Zwölf Tage – fünf bis höchstens sieben Tage hat man Zeit, die Sache rückgängig zu machen! Schau mal, was in deinen Unterlagen angegeben ist!“

Jetzt Gopferdeggel! Du hast Recht, da steht eine Woche …“

„So, nun haben wir den Salat. Morgen ist der letzte Tag … Zum Glück ist der Poststempel massgebend. Also wenn du den Absagebrief noch heute per Einschreiben fortschickst, dann hast du gerade noch einmal Glück gehabt und du musst nicht mit der Titanic abtauchen …!“

Also du! Mich hätten die nicht erwischt! Denen hätte ich dann schon gesagt, wo der Bartli den Moscht holt!“

„Das glaube ich dir sofort. Die hätten dich dann noch so gerne mit deinem Moscht absaufen lassen …! Und dann hättest auch DU nach einem Rettungsring geschrieen und aus lauter Dankbarkeit, die Umtriebs- und Rückreisekosten aus dem eigenen Sack finanziert und nachher über die elenden Türken geflucht.“

Man schlägt auf den Sack und meint den Esel!


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