Aegypten auf dem Nil

 Egypt Nile-Village-6804
Der Nil
Der Nil entspringt in den Bergen von Ruanda und Burundi, fliesst durch den Viktoriasee, dann durch Uganda und den Sudan. Von dort fliesst er weiter in den Nassersee (Stausee an der Grenze Sudan – Agypten). Er verlässt den Nassersee via Staudammbecken (in Oberägypten bei Assuan) und durchquert schliesslich als riesiger Fluss ganz Agypten und bildet unterhalb von Kairo das Nildelta. Hier fächert sich der Nil auf, in zwei grosse Flussläufe (und ein paar kleinere), welche dann alle ins Mittelmeer fliessen.

Niltal – Oberaegypten
Ab Assuan fliesst der Nil an verschiedenen grossen und kleinen Städten und Dörfer vorbei, Richtung Kairo und Mittelmeer. Dieser fruchtbare, grüne schmale Gürtel oder „Strang“ wird durch eine gut funktionierende Bewässerungsanlage mit Wasser aus dem Nil versorgt. Sobald eine Bewässerungsanlage ausfällt wird alles Kulturland wieder in eine Wüste umgewandelt. Am bewässerten Nilufer wachsen Dattelpalmen, Akazienbäume usw.. Bananen- Reis- und Gemüseplantagen, sowie Hirse-, Saubohnen- und Kohlanbau können nur dank dem gut ausgeklügelten Bewässerungssystem bewirtschaftet werden.

Fahrt auf dem Nilschiff
Zwischen Luxor und Assuan kann man den Nil mit Schiffen (von einfachen bis zu luxuriösen Kreuzfahrtschiffen) befahren. (Zwischen Luxor und Kairo werden keine touristischen Nilfahrten angeboten).
Wenn man auf dem Touristen-Schiff den Nil befährt, sieht man die Dörfer, Grab- und Tempelstätten beidseitig am Ufer, wie eine riesige, dunkel-, hellgrüne, gelbe und braunfarbige Theaterkulisse, gemächlich an sich vorbeiziehen. Am Nilufer sieht man die Menschen entweder am Boden hockend oder in ihren Feldern arbeitend. Man sieht sogar Kinder die auf den Feldern arbeiten (Schulpflicht besteht für Kinder ab 6 bis 12 Jahren). Man sieht Kamele, Hunde, Esel, gackernde Hühner, Gänse Schafe usw. Wir entdecken viele Nebelkrähen die erfolgreich im Abfall rumpicken. Das emsige gurren und flattern der Palmtauben belustigen uns. Sie picken am Boden herum, flattern nervös in die Höhe und gurren und glucksen wie bei uns. Überhaupt hat es sehr viele herrlich singende Vögel hier. Diese ganze Szenerie wird umrahmt von den „Wüstenbergen“ aus Sand, glatten und oder rippigen Felswänden. Die hügelige Wüstenkulisse mit seinen „Bergen“ rscheint gelblich oder grau (wie hinter einem feinen Schleier). Die Luft flimmert. Es ist unglaublich. Man meint tatsächlich die biblische Zeit sei wieder auferstanden. Das saftige Grün der Akazien, das markante Spiel der riesigen Dattelbäume und die verschiedenen Farben der bebauten Felder können sich im trüben und fast unbewegten Wasser nur leicht und sehr fade widerspiegeln. Dafür hebt sich die Pflanzenarena umso faszinierender, packender und augenfälliger von der im Hintergrund liegenden Fels- und Wüstenlandschaft und vom Himmelsgestirn ab. Die Siedlungen (kleine Dörfer aus Stroh- und Lehmhütten), z.B. Städte wie Luxor und die verschiedenen Tempelanlagen erscheinen vom Schiff aus, abwechselnd in einem warmen Braun, Gelb oder Rot (je nach Sonnenstand oder Dunstglocke, immer wieder anders schimmernd in braunroten, resp. gelbbraunen Farben). Man sieht sogar einen Eisenbahnzug, wie eine Modelleisenbahn, am Nilufer entlang tuckern. Auto’s im Hintergrund hört man nur, dank dem ständigen Gehupe und nur bei grösseren Ortschaften.

Die Ruhe auf dem Schiff, das mystische Farbspiel zwischen Nil, Ufer und Wüste, das gemächliche Leben der Einwohner, deren Kinder und Tiere geben ein so friedliches Bild ab. Auch die vielen grösseren und kleineren Nil-Inseln mit ihren Stroh- oder Lehmhütten erscheinen dem Betrachter so unwirklich so mystisch, wie ab von der Welt. Hier weiden Wasserbüffel. Sie scharren im Schlamm und kauen genüsslich Grünzeug. Auf diesen Inseln hausen nebst Gänsen besonders viele Wasservögel und natürlich viele quirlige Tauben und gierige Krähen. Die Papyruspflanzen und feingliedrige Wasserpflanzen beleben zusätzlich die Wasserlandschaft und prägen sich einem unwillkürlich und sehr eindrücklich ein. Man fühlt sich im Paradies. Doch die Wirklichkeit holt uns schnell ein, z.B. wenn wir als luxuriöse Schiffreisende die verrosteten Fähren entdecken, die voll gestopft sind mit Einheimischen, die wiederum mit viel Gepäck beladen, eng aneinander gepfercht auf dem Schiffsboden stehen. Diese Reisenden sind mit allerlei Hausrat, wie Betten, Tische, Wasserpfeifen, Silberzeug, sogar mit Computern, Fernsehern und Schrott- und Autoteilen, Lebensmittel (Gemüse, Früchte usw) und Nutztieren unterwegs. Man hat das Gefühl diese Fähren, so voll bepackt, müssen jeden Augenblick im tiefen schmutzigen Nil versinken. Man erkennt plötzlich, wie hart diese Einheimischen in „ihrem Paradies“ arbeiten müssen, damit sie überleben oder menschenwürdig leben können. Man erkennt plötzlich, dass diese schöne Kulisse, die aegyptische Geschichte, mit seinen Tempeln, Gräbern und kostbaren Ausgrabungen ihr einziges Kapital ist (zusammen mit dem Tourismus vom Roten Meer, der Erdöl- und Baumwollindustrie). Die Einheimischen können nur überleben, wenn wir ihre Kultstätten besuchen, in ihren Hotels leben, ihre Luxusschiffe frequentieren, ihre Infrastruktur benutzen, und sie vor allem mit Anstand und Achtung behandeln – resp. sie angemessen für ihre Dienstleistung bezahlen.

Bilder aus: http://www.sights-and-culture.com/Egypt/Nile-views-de.html
 Egypt Nile-Ship-7053


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert