… egal wie, wo und warum!
Heute ist es wie verhext – dichter Verkehr! Ich stehe am Fussgängerstreifen und die Ampel hat rot. Ein Auto nach dem andern schleicht in Reih und Glied an mir vorbei. Praktisch jeder zweite Autofahrer telefoniert – sein Handy ans Ohr gedrückt. Ist ja nichts neues oder!? So, und meines bimmelt auch gerade … Das kann jetzt warten, muss dringend den Bus erreichen. „Komm Chicco, lauf! Wir haben Grün!“
Der Bus ist halbvoll und überschaubar. Mein Lieblingssitzplatz ist frei! Puh, Glück gehabt. Der Mann vor mir spricht irgend eine Sprache, die ich nirgends einordnen kann! Er spricht so rasch und ungestüm, dass man meinen könnte, der Teufel persönlich sitze neben ihm. Doch der Platz neben ihm ist leer. Er drückt kein Natel an sein Ohr – dafür steckt ein kitzekleiner Knopf in seinem Ohr. Hinter mir spricht ebenfalls jemand, irgendwie arabisch oder was! Auch diese Person trägt einen Knopf im Ohr und hat ihre Hände frei. Sie benutzt diese, um in ihrer Einkaufstasche rum zu wühlen. Dieses Geräusch stört mich mehr als ihr Geplapper. Da läutet irgendwo ein Natel. Da höre ich jemand sagen: „Ja, Maus, bin noch im Bus! Steige jetzt gleich aus. Was ich soll noch Brot holen? Gut mach ich!“ Mit einem Tschüss drückt er auf den Halteknopf, ohne sich irgendwie verrenken zu müssen. Natürlich telefoniert auch dieser Mann mit einem Knopf im Ohr …
In diesem Moment klingelt mein Handy. „Ja, Lise, du bist es! Gibt es dich auch noch?!“ Ich lache schrill und drücke mein allerliebstes und knallrotes Handy noch fester an mein Ohr: „Erzähl, was machst du so?“, frage ich. Sie plappert und plappert. Ich unterbreche sie höchstens mal mit einem „Ja“ oder „So geil“, „Scheisse“, „Nein, sag das bloss nicht!“ oder „So mega!“, „Klasse der Typ!“ „Spinnst du? Niemals, ist ja Wurst erzähl‘ weiter!“ – „Gopf Lise muss aussteigen. He Chicco komm! Was meine Handtasche? Läck danke!“ – „Nein Lise, muss jetzt. Hörst ja wie ich im Saich bin!“ – „Tschüüs!“ – „Ja, erzähl’s dir dann später! Also Tschüüüüs!“ Dabei fällt mir mein Handy auf den Boden. Ich bücke mich. Chicco reisst an der Leine, und schon ist er draussen, die Bustüre geht zu und ich stehe noch drinnen. Indem ich nach dem Handy angle schreie ich nach vorn: „Halt! Bitte nicht abfahren! Oh Gott mein Hund!“ – Simsalabim die Tür öffnet sich wieder, ich steige aus, nehme Chicco an die Leine und winke dankend dem Busschauffeur. Dieser winkt freundlich zurück, obwohl er haargenau wegen mir ganz sicher drei Minuten verloren hat …
„So, Chicco. Nächstes Mal fahren wir wieder mit dem Auto in die Stadt. Dann kann ich mit meinen Leuten telefonieren so lange ich möchte und ohne dass jemand zuhört!“ – „He, was meinst du Chicco mit ‚Einparkieren‘?!“ – „Das wird dann schon irgendwie klappen, muss dafür einfach nur meine High Heels ausziehen und das Handy auf den Beifahrersitz legen!“
„Nicht das Beginnen wird belohnt,
sondern einzig und allein das Durchhalten!“
Katharina von Siena hat damit todsicher gemeint, man müsste endlich beginnen, sich rechtswidrig zu benehmen und damit auf Biegen und Brechen durchhalten Punkt, Ausrufezeichen!
„Chicco, du fragst mich welche Haarfarbe ich heute trage?
Natürlich blond!
C’est très chic pour la femme fatale!“
Was die heute wieder alles
zusammen gackert!“,
wuffelt Chicco
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