„Tschau Mutti! Gehst du noch mit dem Hund raus!? Es kommt ja bald regnen!“, ruft meine Nachbarin, die wie jeden Tag, emsig am Wischen ist. „Muss wohl! Der Kleine macht mir ja nicht ins Kistchen!“ „Nimm aber einen Schirm mit gell!?“, mahnt Elses Mann. „Ja, ja Max, nur keine Sorge…!“ Eilends will ich mich davon machen…!
Da ruft Else mich zurück: „He Mutti, heute kehre ich zum letzten Mal diese Nadeln zusammen. Morgen kommt der Gärtner und haut die Tanne um!“ „Och Else, schade um diesen schönen Baum. Wo sollen die Amseln ihre Abendliedchen singen?“ „Kein Problem, hier hat es Dächer genug!“, entgegnet Max und: „Also was ich dir auch noch sagen möchte, bei uns nistet wieder ein Schwalbenpaar!“ „Ja hab’s gesehen. Bei uns brütet auch ein Pärchen.“, entgegne ich. „Was? Seit wann hast du Schwalben, das ist doch nicht möglich! Die wohnen doch nur bei uns!“ Ich zucke mit der Schulter. Max fixiert mich eigenartig und fragt etwas gedehnt: „Hast du den Igel dieses Jahr schon gesehen?“ „Ja, natürlich der überwintert bei uns im riesigen Laubhaufen.“ „Was? Der Igel ist bei Diir¨?“ Else vergisst das Wischen und gesellt sich zu uns. Dummerweise füge ich noch an: „Ja, er geht nachts jeweils auch in Meiers Garten!“ „Jäh sag mal! Wie kommt der Igel dorthin?“ – „Och, ich weiss auch nicht – auf jeden Fall ist er häufig dort zu sehen.¨ „Nein, das ist unmöglich, ein Igel geht nicht über all die Steine und den Zaun in Meiers Garten!“, lamentieren Else und Max gemeinsam, „Doch, das ist schon möglich, denn der Zaun hat ein Loch; gerade dort wo der Laubhaufen ist.“, erkläre ich. „Du willst aber nicht sagen, dass du dieses unmögliche Grüngut wegen dem Igel im Garten hast!“, meint Max entsetzt. Else ergänzt: „Wir haben uns schon lange gewundert, was das mit dem Plunder soll. Uns würde so etwas stören, gell, Max?!“
Dieser starrt etwas angespannt auf das Corpus Delicti und meint: „Ja allerdings, so was würde ich in meinem Garten nie dulden, schon wegen den Schnecken und anderem Ungeziefer!“ – Ich entgegne etwas erstaunt: „Ja, aber der Igel lebt doch von Schnecken und Ungeziefer!? Seit der da ist habe ich keine Schnecken mehr in meinem Salatbeet – und ihr sicher auch nicht!“ „Kannst ja denken, keine Schnecken! Wir haben hunderte davon. Jede Nacht gehe ich hin zum Gemüsebeet, zerschneide sie in zwei Teile, und ab damit in die Grüntonne!“, ereifert sich Else. „Gibt guten Kompost.“, brummelt Max. Etwas griesgrämig schnorrt er mich an: „Ach, was ich noch wissen wollte. Wieso liest du nicht alle Erdbeeren ab… Immer lässt du ein paar davon zurück!?“ „Aeh, damit die Igel, die Vögel und all das Tierzeug etwas zum Knabbern haben!“ Meine Nachbarn schütteln etwas ratlos den Kopf und Else ereifert sich: „Hast du gesehen, was Meiers in ihrem Gemüsegarten verstreuen? Tannennadeln! Dieses braune Zeug stört das Gesamtbild unserer Gärten!“ – Ich muss lachen: „Ja Else, diese Nadeln halten die Schnecken davon ab, sich an Meiers frischem Salat und Gemüse gütlich zu tun…“
Inzwischen beginnt es zu regnen…
Die Schnecken strecken ihr Fühler…
Eine Amsel singt melancholisch auf Elses Fichte…
Jetzt fällt bei mir der Groschen, warum die Schwalben neuerdings unter unserem Hausdach ihre Nester an die Mauer gekleistert haben…
Max und Else haben auf ihrem Gartensitzplatz zwei Mückenabwehrgeräte (mit Zeitschalter) installiert. Die vollgesaugten Stech-Biester treibt es deshalb in unseren Garten; den Schwalben, Amseln und Meisen direkt in den offenen Schnabel. Das Brüten und die Aufzucht gestaltet sich deshalb für unsere Gartenbewohner, um einiges einfacher…
Fazit:
Fängst du an, ungeliebte Viecher zu vertreiben,
musst du dich nicht wundern,
wenn dir dadurch das Paradies abhanden kommt…
Schreibe einen Kommentar