… da lernen Kinder, dass trotz Sonnenschein ihre Welt dunkel wird!
Direkt vor „unserem Haus“ gab es ein kleines landwirtschaftliches Anwesen mit vielen Obstbäumen und Gemüsegärten. Leider wurde dieses Anwesen schon zu „meiner Zeit“ für die Erstellung einer weiteren Fabrikanlagen benötigt. Ich bin damals darüber sehr traurig gewesen, da mir nicht nur die besonders herzliche Bauersfrau mit ihren lustigen Tieren fehlte, sondern auch die Blumenwiese, die Obstbäume und der wunderbare grosse Beerengarten. Dieses Gelände war ursprünglich eingefasst von einer Steinmauer. Darauf konnte man sehr gut spielen und Ameisen, Schnecken, Eidechsen und Ringelnattern beobachten (igitt – sogar grosse fette Spinnen). Etwas weiter weg von unserem Haus gab es noch ein grosses Flussbecken, das jeweils nur am Morgen, Mittag und Abend Wasser führte. In den übrigen Zeiten wurde das Wasser in einem Staubecken zurückgehalten. Das gestaute Wasser durfte nur dann abfliessen, wenn das Elektrizitätswerk mehr Strom für die Betriebe und Haushaltungen benötigte.
Dazu kommt mir eine sehr traurige Geschichte in den Sinn:
Mit dem Abbruch vom Bauernhaus, ist auch die Ummauerung vom Anwesen entfernt worden. Dadurch haben wir von unseren Häusern aus, direkt an das Flussbett gelangen können. Unsere Eltern haben uns ermahnt, wenn die Sirene ertöne (immer um 06.00 Uhr, um 12.00 Uhr und 17.00 Uhr), sollen wir uns sofort aus dem Flussbett entfernen. Unsere Eltern haben uns jeweils zuverlässig bereits vor dem Sirenenalarm zurück gerufen. Ausserdem haben auch die Fabrikanstellten (einige davon sind Väter von unseren „Gschpänli“), dank dem neuen Fabrikgelände uns immer im Auge behalten können. Sie haben deshalb immer zusätzlich darauf geschaut, dass wir uns zur richtigen Zeit vom Fluss entfernen und speditiv nach Hause gehen.
Eines Tages ertönen die Sirenen etwas früher als sonst. Angestellte „unserer Fabrik“ rennen sofort ans Flussbecken und helfen uns, so rasch als möglich da rais zu steigen. Etwas maulend haben wir uns nach Hause begeben. Bevor wir da ankommen, hören wir Leute schreien und rufen: „Hilfe! Kommt schnell helfen! Zwei Kinder sind im Wasser und treiben flussabwärts!“ Meine und Tamaarutschkas Mutter eilen herbei und kontrollieren ob all „ihre Kinder“ da seien. Bei uns ist alles in Ordnung! Mein Vater eilt nach Hause und fährt schnurstracks mit mit dem Velo und zwei Wolldecken beladen wieder davon! Plötzlich steht auch die Polizei und unser Hausarzt da. Diese steigen mit dem Fabrikdirektor in einen DKW.
Am Abend erfahren wir, dass die Kinder unauffindbar seien… Erst am anderen Morgen, hat man sie weit unten im Seebecken gefunden! Das Mädchen ist das Kind von „unsrem“ Fabrikdirektor gewesen; der Knabe das Kind vom Direktor der unteren Fabrik. Wir haben die zwei Kinder sehr gut gekannt und auch öfters mit ihnen bei ihnen zu Hause spielen dürfen. Dabei haben wir deren Kinderfrauen auch kennen und lieben gelernt … Am Unglückstag haben die Kinderfrauen die Sirene überhört …
Am Tag der Beerdigung von unseren zwei Gspahnen haben unsere Eltern ihrerseits ein schulentlassenes Mädchen beauftragt, auf uns Kinder aufzupassen, damit sie selber an die Beerdigung gehen können. Das Mädchen mit dem lustigen langen Zopf, spielt mit uns in der Stube. Irgendwie kommen wir auf die verunglückten Kinder zu sprechen. Da sagt dieses Mädchen zu uns: „Wisst ihr Kinder, in den Bächen, Flüssen und Seen wohnt der HACKENMANN. Wenn der Hunger hat, zieht er alle zu sich ins tiefe Wasser hinunter und sperrt sie dort in eine Höhle ein!“ Platsch! Dieser Satz sitzt und gräbt sich tief in unsere Seelen ein. Zum Glück fragen wir am Abend bei unseren Eltern nach, ob es diesen Hackenmann nur wirklich auch gebe…! Unsere Eltern erbleichen. Sie vereinen dies vehement. Sie hätten noch nie davon gehört. Mein Vater schwingt sich wieder aufs Velo und fährt fluchend davon. Meine Mutter nimmt uns in die Arme und betet mit uns ganz fest zum Schutzengel, dass er alle Ungeheuer dieser Welt, für immer und ewig dorthin verbanne, wo sie hingehören. Am Schluss betet sie noch: „Schutzengel mein lass unsere Kinder immer wieder fröhlich sein!“
Eine Weile später kommt unser Vater wieder nach Hause. Er erzählt uns, dass er mit dem Mädchen, das so etwas „Dummes“ erzählt habe „deutsch und deutlich“ gesprochen habe. Eingeschüchtert habe sich dieses bei ihm entschuldigt! Das Gebet mit meiner Mutter und die Entschuldigung haben mir überhaupt nicht geholfen. Ich habe heute noch Angst vor dem Hackenmann. Ich kann zwar schwimmen … Doch jedes Mal fällt mir im Wasser die obige Geschichte ein. Dann habe ich das Gefühl, irgend jemand ziehe mich auf den Grund und Boden in die Hölle nieder ….
Hey Leute!
Falls ihr im Schwimmbecken, See oder Meer eine Person entdeckt,
die Flügeli an hat, plötzlich wie wild strampelt und um Hilfe schreit …
Ja dann bin ich das!
Dann helft mir um Himmel Gotts Willen aus dem so tiefen Wasser,
damit mich der Hackenmann ja nicht erwischt!
Danke!
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