Da stehe ich vor dem Eierregal und lese …

… „Trinkeier von glücklichen Hühnern mit Auslauf!“

Na sagt mal, seit wann denken die Hühner über den Sinn und Zweck und über das Glück und Unglück nach?! Bruthennen sind nicht unbedingt glücklicher als Leghennen! Ob befruchtetes Ei oder Gipsei, das ist dem Huhn egal! Hauptsache es hat was zu tun! Hühner denken nicht einmal darüber nach, ob sie einen Güggel brauchen oder nicht! Das ist ihnen nämlich auch schnurz. Erst, wenn sie sich darauf besinnen könnten, was sie in ihrem Leben verpasst hätten, nicht richtig gemacht oder zerstört hätten, würden sie lernen über Glück und Unglück nachzudenken. Erst dann könnten sie überglücklich oder gottsjämmerlich unglücklich und depressiv werden, wie wir als Homo sapiens.

Mein Vater pflegte zu sagen: „Wenn du meinst, du hast das Glück, dann spielt die Musik ein anderes Stück!“ Wir Kinder interpretierten diesen Spruch als lustige Aussage, weil für uns Glück und Musik ganz einfach zusammen gehörten. Dass beim Glück erhaschen etwas dazwischen kommen könnte, das können sich Kinder überhaupt nicht vorstellen. Erst als Erwachsene geraten sie in Versuchung, hin und wieder, wie der Schacher Seppli sinnierend zu singen: „Mir mag halt niemert öppis gunne“.

Damit komme ich wieder auf die Hühner zurück. Die sind die Ruhe selbst und nervlich voll im Schuss. Sie können zwar etwas fühlen wie Schmerz, Langeweile, Durst oder Hunger. Doch sich auf diese Gefühle einen Reim machen, können sie sicher nicht. Deshalb nehme ich an, dass Hühner gar nicht erahnen können, wie viel ihnen den lieben langen Tag erspart bleibt, wenn sie nicht über den Sinn des Lebens und über Glück und Pech nachdenken müssen, wollen, können … Sie können keine Überlegungen darüber anstellen, ob ihnen etwa zusteht oder nicht, ob sie das Glück oder Unglück gepachtet haben oder nicht!

Erst auf der Stufe Mensch – zum Beispiel als Metzger oder Koch – studiert man sich fast das Hirn aus, ob die Wahl vom Huhn X, anstelle dem kastrierten Gockel Y, nicht doch die bessere und  glücklichere Variante gewesen wäre. Das Wort „Neid – Missgunst“ oder „das Hadern mit sich selbst“ begleitet uns also praktisch tagtäglich,  zum Beispiel so: „Wenn ich der Maître de Cuisine vom Schlosshotel Gockel wäre, bekäme ich die Gelegenheit,  nur die zartesten Hühnchen zu einem wunderbaren Courmet Menue zu verarbeiten. Ich würde damit Ruhm und Ehre erlangen. Bei meinem Begräbnis würde ich mit vollen einhundert Salutschüssen geehrt werden – so wie damals der Baron von Gockelhausen, als Besitzer von abertausenden glücklichen Hühnern!“

Man will nicht nur glücklich sein,

sondern glücklicher als die anderen.

Das ist jedoch deshalb so schwer,

weil wir die anderen für glücklicher halten,

als sie es wirklich sind …

Charles de Secondat, Baron de Montesquieu


Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert