Als Kind durften wir …

mit einem Blocher durch die Wohnung blochen!

Der Glanz auf den Böden, der feine Geschmack der Reinigungsmittel und dann das Lob der Mutter – hinterliessen in unseren Herzen jeweils die höchsten Glücksgefühle. Denn wenn unsere Mutter uns hiess, die Böden mit dem elektrischen Blocher zu polieren, durften wir uns auf ein tolles Wochenende freuen, mit viel Besuch, feinem Essen und Jubel Trubel Trallala.

Als grössere Kinder fanden wir, so ein Blocher sei ätzend und stier. Wir verdammten das Gerät in die hinterste Ecke, dies um einerseits nicht mehr wegen Besuch extra blochern zu müssen, andererseits um nicht als Füdlibürger zu gelten.

Nun bin ich erwachsen, und ich erlebe tag täglich kraftvolle Blochereien! Blocher hier und Blocher da! Zu allem und jedem muss der Blocher durch unsere Stuben blochen, um unsere grundfesten Böden zu bohnern. Dies geschieht manchmal tatsächlich überlegt und gescheit, dann wieder verbockt und absurd gestikulierend. Je älter die Gerätschaft Blocher wird, wirkt er auf mich wie ein pubertierender, schnodrig artikulierender Grossvater mit winkelriedischen Tendenzen. Wobei der Winkelried liess sich tapfer durchbohren von Lanzen der Ausländer. Die Eidgenossen konnten so tatsächlich die Habsburger besiegen. Der durchlöchterte Winkelried wurde als Held begraben. Von da an hat ihn niemand mehr gesichtet, weder zu Sempach noch im zürcherischen Albisgütli oder im Nationalrat zu Bern. Doch der altwürdige und echte Winkelried wird heute noch verehrt.

Der altbewährte Blocher, den ich auch einmal bewundert habe, sollte nun wirklich sein Pferd absatteln und sich wie ein würdiger Grossvater auf das warme Kachelofenbänkli besinnen. Er darf von da aus, wie es sich für einen anständigen Grossvater gehört, Hinz und Kunz beratend über die Schulter schauen. Er darf dann Geschichten erzählen und im Stillen Lösungswege ausknobeln so viel er will. Nur das Belehren, Agieren und Demonstrieren soll er nun endgültig andern überlassen. Denn nur als gemässigter und entwaffnender Typ kann er sich einmal darauf freuen als Glücksritter in Stein gehauen zu werden. Hingegen, wenn er immer noch meint er sei der Grösste, wird er (bereits zu Lebzeiten)  als eine in Felsen gemeisselte teuflische Gestalt in der Wasserschneise vom Rheinfall hausen müssen.

Der Beweis von Heldentum

liegt nicht im Gewinnen einer Schlacht,

sondern im Ertragen von einer Niederlage.

David Lloyd Gerog, englischer Staatsmann


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