Tauben vergiften im Park …

ist ein kabarettistisches Lied von Georg Kreisler.

Als ich heute von seinem Tod hörte (89-jährig in Salzburg), kam mir sofort dieses Lied in den Sinn. Die Melodie dazu ist ein Walzer, in fröhlicher Manier komponiert. Der Text ist halt etwas makaber, wie es sich für einen Satiriker vom Kaliber Georg Kreisler gehört.

Schatz, das Wetter ist wunderschön,

Da leid ich’s net länger zu Haus!

Heute muß man ins Grüne gehn,

In den bunten Frühling hinaus!

Jeder Bursch und sein Mädel

Mit einem Freßpaketel

Sitzen heute im grünen Klee,

Schatz, ich hab eine Idee!

Schau, die Sonne ist warm und die Lüfte sind lau,

Geh mer Tauben vergiften im Park!

Die Bäume sind grün und der Himmel ist blau,

Geh mer Tauben vergiften im Park!

Wir sitzen zusmam‘ in der Laube

Und a jeder vergiftet a Taube,

Der Frühling, der dringt bis ins innerste Mark

Beim Tauben vergiften im Park.

Schatz, geh bring das Arsen gschwind her,

Des tut sich am besten bewährn,

Streus auf a Grahambrot kreuz über quer,

Nimms Scherzel, des fressens so gern.

Erst verjag mer die Spatzen,

Denn die tun eim alles verpatzen,

So a Spatz ist zu gschwind, der frißt’s Gift auf im Nu,

Und des arme Tauberl schaut zu.

Ja, der Frühling, der Frühling, der Frühling ist hier,

Geh mer Tauben vergiften im Park!

Kanns geben im Leben ein größres Plaisier

Als das Tauben vergiften im Park?

Da Hansel geht gern mit der Mali,

Denn die Mali, die zahlt’s Zyankali,

Die Herzen sind schwach und die Liebe ist stark

Beim Tauben vergiften im Park!

Nimm für uns was zu naschen

In der andern Taschen,

Geh mer Tauben vergiften im Park!

 Kreisler offenbarte dem Publikum noch viele weitere solche Chansons. Die meisten sind von ihm selber vorgetragen worden, an diversen Theatern und im Fernsehen. Für seine Werke, unter anderem: Zwei Alte tanzen Tango, Ich hab ka Lust, Lola Blau und Nichtarische Arien, Die bösen alten Lieder, der Schattenspringer, usw. bekam er einige Auszeichnungen, zuletzt 2010 den Friedrich – Hölderlin Preis!

Also dieser Mann beeindruckt mich sehr. Wenn man seine Lebensgeschichte kennt und weiss, dass er mit 16 Jahren, mit seiner jüdischen Familie in die USA emigriert ist und dort von „aussen“ vom schweren Schicksal vieler Juden hat hören müssen … Bereits fünf Jahre später (21-jährig) ist er mit seiner Familie in den USA eingebürgert worden. Er selber ist der USA-Armee beigetreten und hat nach seiner Grundausbildung, in England als Soldat, die Truppen unterhalten. Später ist er als Soldat, in Funktion eines Dolmetschers, nach Deutschland abberufen worden. Dort hat er unter anderem als Übersetzer Hermann Göring verhört.

Wenn man die Hintergrundgeschichte von Kreisler kennt, leuchtet es einem sofort ein, weshalb er meistens  sehr dunkle und starke Lieder schrieb. Diese ernst gemeinten Texte – auf eine lustig ironische Art zu vertonen und salz- und zuckergeschwängert zu präsentieren, macht ihn einzigartig.

Ich selber, kann normalerweise mit solch dramatisch geladenen Liedern nichts anfangen. Doch die Melodie als solche und der hoffnungsvolle optimistische Schwung darin, lässt einem aufhorchen und hinhören. Wenn man den Text inhaltlich erfasst hat, ist es schon zu spät, sich auszuklinken. Es ist wie mit der vergifteten Praline. Die Verführung ist zu gross – Wumms die Wumms – schon hat man sie geschluckt – den makaberen Wink gerade noch erfasst und richtig verstanden; um dann erleuchtet von der Erkenntnis der glorreichen Dunkelheit – in einen tiefen, tiefen Schlaf zu fallen! Das Aufwachen mit etwas schwerem Kopf gehört auch dazu …

Georg Kreisler

Du bist ein goldig glitzernder Stern am Himmel der Künste –

versehen mit zickigen Zacken –

die dort, wo sie ins Schwarze treffen –

im Herzl und in der Seel –

aufrütteln und schmerzen …

Dank dem, dass du ein Kreisler – Stern bist –

vermittelst du in deiner fröhlichen Schütteldramatik –

eine sonderbare Stimmung zum Aufräumen …

… und den Mut 

mit dem Leben im Alltag

und im Besonderen, 

ein dramaturgisch geladenes melodiöses Kunterbunt zu kredenzen –


versehen mit einer Prise Salz, etwas Senf und Pfeffer –

geschmiert auf ein buntes Honig – Zuckerlstangerl –

umkreis(ler)t von vielen spassigen, tenoren und sopranen Bienen …

mutti


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