… seinen 150-jährigen Geburtstag.
Es lebe Italien! Zum Geburtstag viel Glück!
Die Vorfahren meiner Mutter stammen aus Italien. Mein Grossvater ist 1896 in Arson geboren. Sein Geburtsort ist ein kleiner Weiler, unterhalb der Dolomiten. Arson gehört zum wunderschönen Städtchen Feltre (Provinz Belluno). Etwas ausserhalb von Feltre hat meine Nona, vor etwas mehr als 110 Jahren das Licht der Welt erblickt. Die Region wo meine Grosseltern aufwuchsen, gehörte im Verlauf von Italiens Entstehungsgeschichte, immer wieder anderen Ländern und Völker.
Erst regierten die Römer das Gebiet, später der Frankenkönig Karl der Grosse, nachher die römischen Kirche (Papst) und so weiter … Dann im Jahre 1404 wurde das ganze Gebiet von Norditalien der Republik Venedig zugeteilt. Etwas später gehörten sie den Oesterreicher. Zum Ende des 18. Jahrhunderts eroberte Napoleon Bonaparte Italien. Seine siegreichen Feldzüge hatten zur Folge, dass ganz Italien in verschiedene Republiken aufgeteilt wurde. Somit beherrschte die Dynastie Bonaparte Norditalien (unter anderem natürlich auch die Region Bellluno, wo später mein Nono und meine Nona aufwuchsen). Die südlichen Teile von Italien wurden dem Königreich Neapel übertragen.
Als die europäischen Mächte Napoleon besiegten, wurde Italien wiederum neu ein- und aufgeteilt. Der Wiener Kongress (1814/15) bestimmte die neuen Regionen (heutige Grenzen). Die Gegend von Belluno (und damit auch Arson und Feltre) gehörten von nun an den Habsburgern und damit Oesterreich / Ungarn an. Die Vorfahren von Nono und der Nona wurden zu Fürsten ernannt. Ihre Nachnamen bekamen ein „Da“ (ohne Bindestrich) davor gestellt. Die Grosseltern meiner Nona hiessen von da an „Da Punt“. Die Grosseltern von Nono bekamen ebenfalls ein Da vor ihren Nachnamen! Doch schon bald verloren beide Familien diese Würde (und auch ein Teil ihres Landes), weil sie keine treuen Anhänger der Habsburger sein wollten …
Denn, auf Grund der neuen Ein- und Zuteilung der Ländereien, forderten die Obrigkeiten und Anhänger der Habsburger und der Bourbonen für ganz Italien die Monarchie. Hingegen das Volk (und damit auch meine Vorfahren) wünschten sich für ganz Italien eine vereinte republikanisch demokratische Regierung. Es kam zu Machtkämpfen. Junge Männer (meist aus ländlichen Gegenden) schlossen sich 1826 zum verbotenen Geheimbund der Freimaurern zusammen – mit dem Ziel – die Herrschaftsansprüche der Habsburger und der Bourbonen zu bekämpfen und zu vereiteln. Zu diesen Geheimbündlern gehörten auch meine grosselterlichen Vorfahren … Darüber ist mein Nono sehr stolz. Die hätten noch Mumm und richtige Mäuse und Pfäuste gehabt. Sie haben sich nicht einfach „geduckt und geschluckt“. Diese Geheimbündler, unter anderem „sein Mazzini“ wären die wahren Gründer vom heutigen Staat Italien – und Nono beginnt zu erzählen:
„Giuseppe Mazzini ist 1805 in Genua geboren.
Bereits 1827 ist er in die Loge der Freimaurer (Garbonieria von Genua) aufgenommen wurde. Seine patriotische Einstellung und seine politischen Schriften plädierten für ein nationales republikanisches Regierungskonzept. Mazzini wurde deshalb von einigen Freimaurer-Kollegen, die anderer Meinung waren, denunziert. Nach seiner dreimonatigen Haft (1830), reiste er in die Schweiz (Genf). Von da aus versuchte er die Obrigkeiten von Genua und Savoyen zu stürzen. Ein sardisches Gericht verurteilte ihn (in seiner Abwesenheit) zum Tode. Er flüchtete von Genf nach Marseille und gründete dort die Bewegung (Junges Italien). Später kehrte er in die Schweiz (Grenchen) zurück. Giuseppe Garibaldi und die Brüder Ruffini schlossen sich 1934 Mazzini an. Sie gründeten gemeinsam mit den Verbänden „Junges Italien“, „Junges Deutschland“ und „Junges Polen“, den Geheimbund „Junges Europa“. Ihr oberstes Leitsatz war:
– Freiheit, Gleichheit, Humanität –
Das jurassischen Städtchen Grenchen / SO würdigte die Ideen dieser jungen italienischen Zuwanderer. Sie bürgerten Mazzini und die beiden Brüder Ruffini in ihrem Dorf ein. Dies auch, damit die „Widerständler“ weiter für ein freies Italien kämpfen konnten. Trotz Einbürgerung mussten Mazzini und die Brüder Ruffini 1837, unter Druck von Aussen, die Schweiz verlassen. Die Drei reisten nach London. Von dort aus organisierte Mazzini weitere Aktionen gegen die Fremdherrschaften in Italien (die Brüder Ruffini haben sich aber aus anderen Gründen von Mazzini distanziert). Hier in England lernte Mazzini Karl Marx kennen. Anfänglich bewunderte Mazzini diesen, um schon bald zu erkennen, dass die Ansichten von Karl Marx zu revolutionär waren und sozial zu weit gingen. Er begann ihn deshalb in öffentlichen Briefen zu kritisieren …
1848/49 während der Märzrevolution (betroffen waren u.a. der Deutsche Bund, Oesterreich und Oberitalien), versuchte Mazzini die Provinz Mailand dazu zu überreden, dass sie doch ihr Land in eine republikanisch demokratische Regierung umwandeln sollen. Sein Vorschlag wurde abgewiesen. Enttäuscht reiste Mazzini nach Rom und gründete dort gemeinsam mit Saffi und Armellini die „Römische Republik“ (Papst Pius IX floh schon vorher nach Neapel). Das französische Militär griff ein, und die neu gegründete „Römische Republik wurde aberkannt und verboten. Mazzini floh deshalb wiederum nach London, wo er mit Gleichgesinnten für die Befreiung von anderen europäischen Staaten kämpfte, um diesen zu einer einheitlichen europäischen Republik zu verhelfen. Erst 1860 gelang es Mazzini und Garibaldi, die Provinzen Venedig und Sizilien von seinen Obrigkeiten zu befreien und dort die Demokratie einzuführen. Dazu gehörte auch die ganze Gebiet von Belluno, wo meine Familien und die eurer Nona wohnten. Wir waren also die Ersten echten demokratischen Italiener!
Bravo, che brava Italia!
Am 17. März 1861 kam es schliesslich für ganz Italien, auf demokratischem Weg zu einer Einigung. Die alten Herrschaftsregierungen wurden abgesetzt. König Viktor Emanuel von Savoyen durfte nur mit eingeschränkten Kompetenzen als Monarch regieren. Die eigentliche Führung Italiens und die Abfassung der ersten italienischen Verfassung wurde dem Staatsmann Camillo Benso von Cavour übertragen. Der frisch gewählte Ministerpräsident starb bald nach seiner Amtsübernahme. Bettino Ricasoli wurde sein Nachfolger … Mazzini kehrte triumphal in das neue Italien zurück und starb leider1872 in Pisa, an einer Infektionskrankheit!“ – und Nono fügt an: „Ei, Bambini, ich kann nicht begreifen, warum ein so grosser Mann und Patriot an einer so blöden Infektion sterben musste! Er der zündende Funken für Italien, für ein freies Land! Viva Italia!“ Dann singt uns Nono noch die erste Strophe der italienische Hymne vor:
Fratelli d’Italia,
L’Italia s’è desta,
Dell’elmo di Scipio
S’è cinta la testa.
Dov’è la Vittoria?
Le porga la chioma,
Che schiava di Roma
Iddio la creò.
Stringià mci a coòrte,
Siam pronti alla morte.
Siam pronti alla morte,
L’Italia chiamò.
Stringià mci a coòrte,
Siam pronti alla morte.
Siam pronti alla morte,
L’Italia chiamò!
Sì!
übersetzt: Lasst uns die Reihen schließen. Wir sind bereit zum Tod, wir sind bereit zum Tod! Italien hat gerufen! Lasst uns die Reihen schließen! Wir sind bereit zum Tod, wir sind bereit zum Tod! Italien hat gerufen! Ja! Brüder Italiens, Italien hat sich erhoben, und hat mit dem Helm des Scipio sich das Haupt geschmückt. Wo ist Viktoria? Sie möge Italien ihr Haupt zuneigen, denn als eine Sklavin Roms. Hat Gott sie erschaffen!
Es lebe Italien! Zum Geburtstag viel Glück!
Bild von Mazzini aus: www.museums-gesellschaft.ch/ggeschichten/gg_ruffini.html
Infos und Daten von: Wikipedia Italien allgemein und Geschichte,
Wikipedia Mazzini und Wikipedia Garibaldi
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