Mit siebzehn hat man noch Träume, da wachsen noch alle Bäume
in den Himmel der Liebe!
Jeähh, jupp! Der Schlager von Peggy March hat sich in meine Hirnwindungen gefressen! Endlich ist wieder Samstag! Meine Freundin Margrit und ich erreichen etwas verspätet die Jugenddisco in unserer Kleinstadt im Zigerschlitz. Der Discoraum ist erfüllt mit Musik und Jugendlichen. Ich schaue mich um! Keine Menschenseele, die ich kenne ist da…! „So ein Mist! Wir haben unsere Klicke verpasst!“ „Na, dann halt! Wir können uns auch ohne sie amüsieren!“ Schmeiss mir einen Kaugummi in den Mund und chätsche drauflos! Als gelte es Kiefermuskeln in Hochform zu bringen…
„Smile an everlasting smile a smile can bring you near to me don’t …“ Es wird mir warm. Ich lausche „Words“ von den Bee Gees und da entdecke ich Martin! Ich starre ihn an. Er steht auf und holt mich zum Tanzen. Huch’ das ist ja gar nicht Martin. Ein wildfremder junger hoch gewachsener Mann nimmt mich leichtfüssig in seine Arme, und schon schwebe ich mit ihm über die Tanzfläche! „You think that I don’t even mean a single word I say…“, tönt es aus der Musikbox. Den lästigen Kaugummi entsorge ich in meinen Magen und tausend Gedanken rasen durch mein Hirn. Meine Blicke suchen Margrit. Och, die tanzt ebenfalls, doch im Gegensatz zu mir ganz verträumt mit ihrem Ruedi federleicht auf dem aalglatten Tanzparkett. Etwas enger zieht mich mein Tänzer „ohne Namen“ an sich. Der Song liegt in den letzten Zügen „you heart away!“ Der junge Mann nimmt mich galant an der Hand und führt mich an seinen Platz. Herzklopfen…. Sein Name ist Clemens und oh Gott, drei Jahre älter ist als ich! Kurz, wir verlieben uns… mein erster Kuss… Aus der Musicbox erschallt „And the lights all went out in Massachusetts“. Huch ich bin verliebt für immer und ewig. Vorerst ein paar Samstage und Sonntage lang…
Schon bald einmal erlebe ich die schon lange befürchteten und auch heiss ersehnten Frage: „ Wann willst du mit mir! Du weißt schon was?“ Verwirrt frage ich meinen Clemens: „Muss das jetzt schon sein? Ich liebe dich ganz schrecklich aber…!“ Mein Liebster küsst mich verständnisvoll auf den Mund und meint ganz lakonisch: „Es muss nicht sein, aber irgendwann doch, all zu lange warte ich nicht!“ Das Thema ist für heute vom Tisch, meinem Herz entspringt ein volles: „Wau, hab’ ich einen tollen Typ!“ Die Gnadenfrist hält bis zu meinem achtzehnten Geburtstag. Dieser fällt auf einen Samstag. Die Eltern von Clemens sind in den Ferien. Schnell organisieren wir zwei eine Party im elterlichen Zuhause. Es kommt wie es kommen muss! Den Partygästen ist es etwas zu langweilig im gutbürgerlichen Wohnzimmer. Das Bier ist auch schon alle … Unsere Kollegen verziehen sich und wir zwei bleiben alleine in der Wohnung zurück, und schon zapple ich wie eine Fliege im Spinnennetz. Mein Clemens umschlingt mich und schiebt mich liebevoll in sein Schlafzimmer. Gefangen wie eine Fliege erwarte ich sehnsüchtig, dass ich endlich liebevoll und heisshungrig verschlungen werde…
Im Gegensatz zur Fliege erwache ich blitzartig wieder zum Leben. Enttäuscht betrachte ich meinen Clemens, der sich verlegen eine Zigarette anzündet! Er meint dazu lakonisch: „Beim nächsten Mal klappt es bestimmt! Komm wir gehen zu den andern in die Disco!“ Das nächste Mal zieht sich in die Länge … es dauert … mir ist das Recht!
An einem schönen Freitag will ich meinen Clemens bei ihm zu Hause überraschen. Leichtfüssig und gutgelaunt ereile ich die sechs Treppen zu seiner Wohnung. Vor der Wohnungstüre steht mein Clemens eng umschlungen mit einer Tu… nein es ist ein Typ… Ein Kreischen meinerseits lässt die beiden auseinander fahren… Nur schnell weg von hier…
Zu Hause, lasse ich meinem Frust freien Lauf. So eine Plamage, so ein Frust. Ich Tussi hab’ nicht gemerkt, dass ich mich einem Schwulen ans Herz geworfen habe. Mein Vater nimmt mich in die Arme und tröstet mich: „Die nächste grosse Liebe kommt bestimmt; und so viele Schwule gibt es nicht auf der Welt, dass du dir nochmals einen angeln wirst!“ „Ich verliebe mich nie mehr! Ich hasse alle Männer! Die sind alle Scheisse!“ Meine Mutter doppelt nach: „Ja eben, rechte Schweinenuelis und sie haben nur eines im Kopf!“ Da heule ich auf: „Eben nicht!“
Bitte Glühwürmchen leuchte doch bald wieder! Aber das nächst mal richtig!
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