… darf geputzt und gewaschen werden.
Gott sei Dank! Morgen um diese Zeit befinden wir uns auf der Insel. Kurz Durchatmen, die letzte Wäsche in die Maschine stopfen; den Trockner zum zweit letzten Mal in Gang setzen und den Geschirrspüler auf volle Pulle schalten. Alle Maschinen tiggen und pluppern, wackeln und rütteln. Nirgends ein rotes Lämpchen. Also Alles im grünen Bereich.
Halt. Der Ueberlauf vom Spültrog blitzt trotz Fegen und Polieren gar nicht so super mega schön … Innen entdecke ich etwas Schwarzes. Das muss weg! Mittels Verlängerungsschlauch lasse ich heisses Wasser mit Hochdruck in den Ueberlaufstuzen schiessen. Es bleibt schwarz da drinnen. Die ausgeleierte Zahnbürste leistet ganze Arbeit. Endlich geschafft. Hat es nicht da weiter unten noch so etwas haarig Unschönes? Mit dem Schraubenzieher etwas nachguseln … Tatsächlich, da ist noch Etwas! Beim Putzen ist es halt wie beim Zahnarzt, der sagt auch: „Sooseli jetzt sind wir fertig mit Bohren! Mutti bitte spülen!“ Dann guselt er mit dem Häkchen …“Oh nein, Frau Mutti, da müssen wir noch mal ran!“ So, nicht ablenken. Jetzt wird weiter geputzt:
Meine „Lismernadel für alle Fälle“ greift gut! „Brrr, gruselig – grausig!“, das Etwas wird schleunigst in den Abfallkübel entsorgt. Nur noch spülen und fertig ist die Arbeit! Doch halt! Das Siphon selber ist ja auch noch schmutzig! Den Abfallkübel auf die Seite stellen, das Rohrsystem einseifen, spülen und fertig! Irgend ein Käuzchen tanzt durch meine Hirnwindingen:
„Na, wenn das Rohr aussen so schmutzig ist, wie mag es wohl im Rohr drinnen erst aussehen?“ Der Ring vom Siphon klemmt. Mein Sohn eilt mir zu Hilfe. Die Zange soll es richten. Bingo! Ich schubse meinen Helfer etwas auf die Seite, ziehe am Siphon und Platsch … Wie das Amen in der Kirche läuft das ganze Wasser auf den Boden. „Na, Mutti! Hast du noch nie etwas von einem Kübel gehört?“ – „Du immer – mit deinen gescheiten Sprüchen! Hättest ja auch dran denken können, oder?“ – „Ist das meine Aufgabe?“ – „Nein natürlich nicht! Doch schau dir mal DAS an! Zum Glück hast du das Ding aufgebracht! Das sieht ja voll krass schleimig aus! Hi, guck! Da ist ja auch noch mein Ohrring, mitten im bunten Spaghettisalat!“
Erleichtert über den Fund und ziemlich verdattert über so viel Unrat im Rohr, reinige ich alle Teile und schraube, wie es sich gehört das Abflusssystem wieder gut zusammen. Soseli, das wär’s. Zur Probe nochmals durchspülen … Oh Schreck lass nach, das vermaledeite Rohr rinnt wie eine Zeine. „Söhnchen komm hilf mir bitte! Hilfe, so eine Kake! Komm doch endlich!“ – „Was ist denn jetzt schon wieder! Will endlich mein Zeug packen …!“ – Er beschaut sich die Bescherung: „Das hast du aber fein hingekriegt Mutti! Du in zwei Stunden müssen wir auf dem Flughafen sein!“ – Mein Sohn rupft und schraubt, flucht und rupft nochmals – aus die Maus – das Ding ist entzwei! Mein Sohn schmeisst mir die Ware vor die Füsse! „Mach du da nur selber weiter Mutti! Auf so einen Scheiss kann ich verzichten!“ Mir wird es heiss und erleichtert fällt mir der Dingsbumms ein! Der ist doch Sanitärmonteuer, dem läute ich jetzt an! Leider kann der mir nicht helfen. Er arbeite bei der Sanität. Er kenne sich nur mit dem Blut- und Urinsystem aus. Von Abflussrohren und ähnlichem Zeug, habe er keine Ahnung. Doch er kenne einen, der so Zeug extrem gut flicken könne …
Der Röhrendoktor kommt tatsächlich, zehn Minuten bevor wir aus dem Haus müssen, angefahren einem schnittigen zitronengelben Coupé. Schnell erkläre ich ihm den Sachverhalt. „Also, nur keine Panik. Das haben wir gleich… “ – „Ja, gute Frau, wo sind denn die Dichtungen?“ – „Dichtungen? Weiss nicht?! Oder meinen Sie etwas die schwarzen schleimigen Dinger? Die habe ich entsorgt! Das sind die reinsten Pilz- und Schimmelverbreiter!“ – „Was denken Sie! Sie sind gut! Gerade diese Gummiringe machen das Ganze dicht! Darum die auch Dichtungsringe! Ausserdem ist die eine grosse Schraubenmutter auch noch gerissen! Oh Ohhh, liebe Frau! Das repariere ich nicht in zehn Minuten! Zumal mir das Material fehlt.“
Weiter erklärt der Monteur: „Madame, nächstes Mal benutzen sie für die Reinigung einfach einen Express – Abflussreiniger und zwar am besten den „Radikalfidiputz“. Dieser wird mit allem fertig! Dann müssen Sie nichts mehr aufschrauben. Einzig, DAS müssen Sie – vorgängig noch die genaue Rohrlänge ermitteln, damit Sie wissen wie viel Sie von dem „Radikalfidiputz“ reinschütten dürfen. Wenn Sie das Zeug überdosieren, überschäumt Ihnen Alles ins Abwaschbecken zurück. Es kann Ihnen so ihre zarten Hände verätzen oder noch dümmer in Ihre wunderbaren blauen Augen geraten! Dann gute Nacht Madame! Ja, gucken Sie doch nicht so! Am besten ist es, wenn Sie wieder einmal das Rohrsystem putzen wollen, rufen Sie mich einfach an! Für einen Lappen und etwas Trinkgeld erfülle ich Ihnen fast alle Wünsche!“ – „Ist schon gut Herr! Wie heisst jetzt nochmals ihre Firma! Auf jeden Fall vielen Dank für Ihre Hilfe!“ Es bleibt mir also tatsächlich nichts anderes übrig, als diesem wildfremden „Retter der Not“ unseren Hausschlüssel zu überlassen, damit er in den nächsten Tage die Sache wieder in Ordnung bringen kann. Verlegen verstaue ich seine Visitenkarte in meine Handtasche und endlich sitze auch ich im Auto.
Während der Fahrt zum Flughafen „pfuttert“ mein Mann auf mich ein. „Was bis Duu denn für ein Huhn! Immer noch im letzten Moment etwas putzen und mechen …“ – Da unterbreche ich meinen Herzallerliebsten: „Du hör mal! Das war es mir Wert. Erinnerst du dich noch an die kostbaren Ohrringe, die ich von dir zu Ostern erhalten habe? Habe es dir nämlich gar nicht getraut zu beichten, dass ich einen davon bereits verloren habe. Jetzt, stell dir vor, im Siphon habe ich das verlorene Stück wieder gefunden!“ – „Spinnst du! Von wegen wertvolle Ohrringe! Hast du nicht gemerkt. Solche Dinger gibt es in jedem „Cookonsumtempel“, wenn man dafür genügend Märkli gesammelt hat! Ich spare an allen Ecken und Enden! Und du, meine Herzallerliebste, wirfst dann das Ersparte dem erst besten Schickimicki – Monteur nach!“ – „Beruhige dich doch, ich bezahle die Reparatur aus meinem eigenen Sack!“ – „Das wollen wir auch sehr hoffen!“
Ei, jei jei! Muttilein! Eile nächstes mal mit Weile – und denk‘ an das Zitat von Erich Kästner:
„Das meiste auf der Welt geht nicht durch den Gebrauch kaputt, sondern durchs Putzen!“
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