mit Rückblick auf den 11. November 1978
Unser Kind liegt schwer krank im Spital. Die Aerzte schütteln den Kopf – wir können nur noch abwarten… Uns Eltern schnürt es die Kehle zu, und wir brauchen dringend frische Luft.
Draussen ist es neblig kühl und es nieselt … Plötzlich ertönt ein Schmettern und Trommeln! Eine in voller Montur und mit herzbrunst schmetternde Guggenmusik überquert die Strasse. Wir erstarren. Ein Gefühlchaos, es könnte nicht schwärzer sein, donnert in uns auf. Innerlich schreie ich um Hilfe: „Lieber Herrgott, lass unser Kind nicht sterben! Lasse es gesund werden – und – ich werde nie mehr an einer Fastnacht teilnehmen, resp. mit „meiner Guggenmusik“, dröhnend und krachend um die Häuser ziehen!“
Um dem fröhlichen und lustigen Treiben zu entfliehen, begeben wir uns ins Restaurant vom Spital. Trinken etwas und schon stehen wir wieder am Bett unseres Kindes. Der Arzt schaut kurz auf und meint: „Ein Wunder euer Kind ist vor ein paar Minuten aufgewacht und will leben!“ Ueberwältigt und dankbar nehmen wir unser Kind in unsere Armen. Sein Weinen ist Musik für uns. Dann trinkt es ein ganz klein wenig – zufrieden verzieht es seinen Mund – und schläft nun endlich ruhig und entspannt seiner Genesung entgegen. Wir atmen auf und sind nur noch froh!
Zu Hause habe ich als erstes mein Fastnachtskostüm entsorgt. Von da an habe ich tatsächlich nie mehr den 11. November oder die Narrenzeit gefeiert. Stimmt nicht so ganz. Denn ausgerechnet unser „wieder auferstandenes Kind“ ist, seit es drei Jahre alt ist, Fastnacht verrückt. Ihm zu Liebe bin ich hin und wieder als Zuschauer an die Narrenumzüge gegangen… Aber immer nur als ruhiger Zaungast. Na hin und wieder bin ich doch noch, im trommelnden Rhythmus, auf und hin und her gehupft!
Uebrigens heute ist ein sonniger 11.11. Dankbar erinnere ich mich zurück und bleibe cool zu Hause. Ja tatsächlich, je älter ich werde, um so müheloser kann ich mein damaliges Versprechen einhalten. Aber – ziemlich sicher (wie das Amen in der Kirche) werde ich mit Achtzig (oder auch später) als Insasse eines Altersheims zu Narrenspässen verdonnert. Dann darf ich dann mit Triangel, Trommel oder Pfeife und einer aufgestülpter Pappnase (inklusive Spitzhütchen) etwas die Sau raus lassen – nach dem Motto: „Werdet wie die Kinder, dann werdet ihr ins Himmelreich eingehen!“
Entschuldigung, das ist der Ochse vom Ochsenwirt in Schappbach…
habe leider in meinem i-photo keine Sau gefunden …. nun – am 11.11. ist Alles erlaubt!
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